AU-Lernbereiche im Anfangsunterricht

Anleitung beschriebene Lese- und Schreibunterricht konzentriert sich auf die Schule als Lernort, also nur auf einen Teil dessen, was Schule insge- samt ausmacht.

Kinder sind verschieden und lernen verschieden schnell. Einige Kinder haben, wenn sie in die Schule kommen, noch nie ein Buch und ihre Eltern noch nie lesen gesehen. Andere Kinder kennen bereits viele Buchstaben und können schon mehr als nur ihren Namen schreiben. Wieder andere haben durch ihre Geschwister schon erfahren, was in der Schule auf sie zukommt, und vielleicht – ganz nebenbei – mit einem älteren Geschwis- terkind das Lesen gelernt. Im Anfangsunterricht – und nicht nur hier – haben Lehrer(innen) es immer mit einer sehr heterogenen Gruppe zu tun. Kinder mit besonderen Be- gabungen, mehrsprachige oder Kinder mit einer anderen Muttersprache und auch Kinder, die in einer spracharmen oder Dialekt sprechenden Umgebung aufgewachsen sind, sitzen im Anfangsunterricht zusammen. Diese Spannbreite wird durch die Wahlfreiheit der Eltern, ihr Kind nicht in einer Förderschule, sondern in der Grundschule einschulen zu lassen, noch größer. An den demografischen Zahlen der Neugeborenen ist jetzt schon abzulesen, dass zukünftig auch der Anteil der Kinder mit Migrati- onshintergrund deutlich ansteigen wird. Die Rechtschreibwerkstatt ist ein Unterrichtskonzept, das allen Kindern in einer heterogenen Lerngruppe individuelle Lernwege ermöglicht. Das bedeutet, dass jedes Kind seine eigenen Vorerfahrungen und Talente für sein Lernen nutzt und dass ihm für einzelne Lernschritte so viel Zeit gege- ben wird, wie es benötigt, um erfolgreich zu lernen. 1) die Kinder l grundlegende und fachspezifische Lernmethoden kennen und sachge- recht einsetzen (Methodenkompetenz), l eine Vorstellung davon entwickeln, dass ihre großen Lernziele (z. B. lesen und schreiben lernen) in Lernschritte (Teilziele) unterteilt werden müssen (Zielorientierung), l erfahren, dass sie die Teilziele durch Üben (Selbstwirksamkeit) erreichen können (Erfolgsorientierung). 2) die Lehrerinnen und Lehrer l das zu vermittelnde Lernfeld (hier: Lesen und Schreiben) für sich und die Kinder ordnen, l den Kindern grundlegende Methoden, Übungen und Materialien zur Ver- fügung stellen, l Strukturen aufbauen, die es ihnen ermöglichen, den Überblick über die verschiedenen Lernwege und Lernstände der einzelnen Kinder zu behal- ten (individuelle Lernpläne), l die Wirksamkeit des eigenen Unterrichts immer wieder überprüfen (Lern- standsanalyse), damit sie die Kinder dahin gehend beraten können, welche nächsten Lernschritte sie bewältigen und mit welchen Methoden, Übungen und Materialien sie die eigenen Lernziele erreichen können (Beratung). Das Zulassen individueller Lernwege kann im Anfangsunterricht vor allem dann gelingen, wenn

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Heterogene Lerngruppen

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