Lernentwicklung und Beratung - Anleitung
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L E R N E N T W I C K L U N G U N D B E R A T U N G RECHTSCHREIB- ANALYSE und BERATUNG Graf Orthos
Für die Lernplanung und die Festlegung von Lernzielen ist so eine Tabel- le jedoch zu grob. Einerseits benötigen die Schüler(innen) für die Bear- beitung eines gesamten Lernbereichs meist mehrere Monate. In diesem Zeitraum erhalten sie nur wenig Rückmeldung darüber, ob sie die ver- schiedenen Rechtschreibphänomene, die in einem Lernbereich bearbei- tet werden sollen, zumindest zum Teil inzwischen beherrschen oder nicht. Andererseits ist diese Tabelle auch für die Planung der weiteren Lernwege nicht konkret genug. In den Lernentwicklungstabellen werden die grob erfassten Lernbereiche differenzierter beschrieben. Die Schüler(innen) können sich somit klei- nere, in überschaubaren Zeiträumen erreichbare Lernziele setzen. Hier- durch werden die Lernfortschritte der Kinder schneller sichtbar. Dies ist sowohl für die Beratung mit den Schüler(inne)n (Aufbau von Lernmotiva- tion) als auch für die Information der Eltern vorteilhaft. Für die qualitative Textanalyse hat die Unterscheidung zwischen einem Textanalyseprotokoll (s. Abb. 2), das die Lernbereiche nur grob erfasst, und einer Lernentwicklungstabelle mit differenzierter Beschreibung den Vorteil, dass eine genauere Analyse der Verschreibungen einer Schülerin bzw. eines Schülers nur für die aktuellen Lernfelder vorgenommen zu werden braucht. Letztlich braucht man in dem Arbeitsfeld einer Schü- lerin bzw. eines Schülers nur folgender Frage nachzugehen: Wird das Rechtschreibphänomen, an dem die Schülerin bzw. der Schüler gerade arbeitet, von ihr bzw. ihm beherrscht oder noch nicht?
Abb. 3: Der in der qualitativen Textanalyse grob erfasste Lernbereich wird in der Lernentwicklungstabelle nur für denjenigen Bereich weiter aufgeschlüsselt, der für die konkrete Arbeit einer Schülerin bzw. eines Schülers relevant ist.
Ich kann alles richtig schreiben, weil ich ...
UW ... lesbar schreibe.
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LB ... die Laute heraushören kann und die richtigen Buchstaben zuordne. LD ... die Lautfolge in eine korrekte Buchstabenfolge übertrage.
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In die Lernentwicklungstabelle trägt die Lehrerin bzw. der Lehrer ein, an welchen Rechtschreibphänomenen eine Schülerin bzw. ein Schüler ge- rade arbeitet und wie umfassend jedes einzelne Phänomen von ihr/ihm beherrscht wird. Konkret bedeutet dies: 1) Mit der Schülerin/dem Schüler 13 wird besprochen, was sie/er als Nächstes lernen will. In der Spalte der aktuellen Klassenstufe wird der entsprechende Bereich mit einem „+“ versehen. 2) Der Schülerin bzw. dem Schüler werden Übungen gezeigt, mit denen sie/er sich diesen Lernbereich erarbeiten und die dazugehörige Recht- schreibkompetenz erwerben kann (siehe Kapitel „3. Schritt: Methoden vermitteln und einüben“). Für die zur Verfügung gestellten Übungen werden in den Rechtschreibpass der Schülerin bzw. des Schülers Proto- kollbögen geheftet, auf denen sie/er festhalten kann, welche Übungen sie/er durchgeführt hat. 3) Nach einer bestimmten Zeit oder dann, wenn die Schülerin/der Schü- ler glaubt, in dem Übungsbereich sicher zu sein, wird die Kompetenz überprüft. Hierzu können die Audio-Diktate 14 genutzt werden. Sinnvoll
Den Beratungsprozess strukturieren – Vorgehensweise
13 Zur Vereinfachung wird man später auch mehrere Schüler(innen) zusammenfassen und gemeinsam die konkreten Lernziele besprechen.
14 Siehe Kapitel „Audio-Diktate“ im Heft „Qualitative Textanalyse“.
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