Qualitative Textanalyse Anleitung

Verfahren zur Erfassung der Rechtschreibkompetenz

Das Rechtschreibgespür als Teilkompetenz einer Schülerin bzw. eines Schülers kann mit folgenden Verfahren erfasst werden:

l normierte Testverfahren l standardisierte Diktattexte l qualitative Analyseraster

Alle Verfahren haben Vor- und Nachteile, die sich am besten durch eine Kombination ver- schiedener Vorgehensweisen ausgleichen lassen. In jedem Fall ist zu beachten, dass mit jedem Verfahren jeweils nur eine Teilkompetenz der viel umfassenderen Rechtschreibkom- petenz erfasst werden kann. Die Durchführung eines normieren Testverfahrens oder eines standardisierten Diktats kann daher niemals für sich allein ausreichen, um die Rechtschreib- kompetenz einer Schülerin bzw. eines Schülers zu erfassen! Rechtschreibtests werden in der Regel zunächst mit vielen Schüler(inne)n durchgeführt (Stich- probe). Die Auswahl der Schüler(innen) sollte nach vorgegebenen Kriterien einem genauen Abbild der Bevölkerungsgruppe entsprechen. Ein Verfahren, das z. B. für Klasse 4 normiert werden soll, muss zunächst mit Schüler(inne)n der Klasse 4 durchgeführt werden. Jungen und Mädchen, Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, Kinder aus Großstädten und aus dem ländlichen Raum, Kinder aus Stadt- und aus Flächenstaaten, begabte und weniger begabte Kinder etc. müssen in der Stichprobe so verteilt sein, wie es der Verteilung in der Gesamtgruppe der Kinder der Klasse 4 entspricht. Darüber hinaus muss eine Mindestgröße der Stichprobe gewährleistet sein. Die meisten Testverfahren arbeiten mit einer Stichprobe von ca. 1.500 bis 3.000 Schüler(inne)n. Das entspricht ca. 0,2 bis 0,4 % der Gesamtgrup- pe. 5 Die Ergebnisse der Überprüfung anhand der Normstichprobe werden anschließend so verteilt, dass sich daraus eine Normalverteilung ergibt:

Normierte Testverfahren

5 Im Schuljahr 2010/2011 umfasste ein Jahrgang der Grundschule ca. 700.000 Schüler(innen). Eine Stichprobe von 1.400 Schüler(inne)n ent­ spräche demnach einer Quote von 0,2 %.

Standardabweichung

-4

-3

-2

-1

+1

+2

+3

+4

Prozentrang

0,1 2,3 0,1 2,2

15,9 13,6

50

84,1 34,1

97,7 13,6

99,9 100 2,2 0,1

Anzahl in Prozent

34,1

Note

6

6

5

4

3

2

1

1

Abb. 4 Normalverteilung

Um eine aussagekräftige Normierung für Teilgruppen (z. B. Geschlecht oder Schüler(innen) mit Migrationshintergrund) zu erstellen, ist eine große Stichprobe erforderlich. Die meisten Verfahren begrenzen diese Stichrobe und geben nur Normwerte für die Gesamtgruppe ohne eine oder mit einer Untergruppe an (z. B. Geschlecht oder Schulform). So wurde z. B. die Normierung der Hamburger Schreibprobe zunächst überwiegend mit Schüler(inne)n aus Hamburg durchgeführt. Das führte in den ersten Auflagen dazu, dass die Ergebnisse der meisten Schüler(innen) aus anderen Bundesländern viel zu gut ausfielen. Sollen zusätzlich zu einer quantitativen Normierung auch noch qualitative Aspekte berück- sichtigt werden, so muss die Stichprobe noch weiter vergrößert werden, damit auch für die Teilaspekte genügend Auswertungsdaten zur Verfügung stehen. Nur sehr wenige Verfahren

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