Qualitative Textanalyse Anleitung

Erwachsene denken beim Schreiben in der Regel nicht darüber nach, wie etwas geschrieben werden muss. Erst bei Unsicherheiten überdenken sie die Rechtschreibung oder schlagen ein Wort im Wörterbuch bzw. im Regelwerk der deutschen Rechtschreibung nach. Jede Rechtschreibkompetenz setzt sich daher aus folgenden Teilkompe- tenzen zusammen: l Sprachgespür

Erfassung verschiedener Teilkompetenzen

l Rechtschreibgespür l Rechtschreibwissen l Methoden- und Korrekturkompetenz

Die Analyse der Rechtschreibkompetenz umfasst demzufolge mehr als nur die Auswertung von Testverfahren oder Diktaten.

Ein sicheres Sprachgespür ist die Grundlage für die Bildung eines siche- ren Rechtschreibgespürs. Die Erfassung der Sprachkompetenz kann nur in alltäglichen Sprech- situationen erfolgen. Neben der korrekten und deutlichen Aussprache (Lautebene, Artikulation) und der Verwendung eines angemessenen Wortschatzes (Wortebene, Wortbedeutung) geht es hier vor allem um die korrekte Bildung von Sätzen (Satzebene, Betonung/Intonation) und um die Formulierung zusammenhängender Gedanken (Kontextebene, Rhetorik). In der Regel schätzen Lehrerinnen und Lehrer die Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler intuitiv und korrekt ein. Da die meisten Lehrer(innen) auf einem gehobenen Bildungsniveau sozialisiert wurden, legen sie dieses auch als „Maßstab“ für die Einschätzung der Sprachkom- petenzen der Schüler(innen) an. Hieraus können aber auch Fehleinschät- zungen resultieren und zwar vor allem bei der Erfassung der Sprachkom- petenz eines Kindes, das in einer einen Dialekt sprechenden oder nicht deutschsprachigen Umgebung aufwächst. Bei relevanten Unsicherheiten ist es sinnvoll, einen Spezialisten hinzuzuziehen (Logopäde, Sprachthera- peut, Förderlehrer Sprache). Im Allgemeinen genügt es bei Unsicherheiten jedoch, die sprachlichen Äußerungen der Schüler(innen) zu beobachten und sich dabei an folgen- den Fragen zu orientieren: l Lautebene l Kann das Kind alle Laute korrekt bilden? l Spricht das Kind deutlich? Kann das Kind hochdeutsch sprechen? l Wortebene l Kann das Kind aus einem Klangkontinuum (gesprochene Sätze) einzelne Teile (bedeutungstragende Wörter) abstrahieren? l Verfügt das Kind über einen altersgemäßen, aktiven Wortschatz? l Satzebene l Kann das Kind vollständige Sätze formulieren und in angemessener Betonung sprechen? l Bildet das Kind in der Alltagssprache die korrekten Endungen, Fälle, Zeiten etc.? l Kontextebene l Behält das Kind über mehrere Sätze hinweg den „Gesprächsfaden“? l Wie geht ein Kind damit um, wenn es die Bedeutung eines Wortes nicht kennt? (Kann es dennoch den Sinn erfassen – passiver Wortschatz? Fragt es aktiv nach?)

Sprachgespür

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