Qualitative Textanalyse Anleitung

T E X T A N A L Y S E RECHTSCHREIB- ANALYSE und BERATUNG Graf Orthos

Ziel des Rechtschreibunterrichts ist es, dass die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Texte angemessen richtig schreiben. Gerade bei den eigenen Texten ist dieAufmerksamkeit der Schreiber(innen) jeweils auf den Inhalt ausgerichtet. Hier zeigt sich am deutlichsten, wel- che Rechtschreibprinzipien ein(e) Schüler(in) bereits so weit verinnerlicht hat, dass sie „automatisch“ angewendet werden (Rechtschreibgespür). Um dieses Rechtschreibgespür zu erfassen, werden die Texte anhand ei- nes qualitativen Analyserasters ausgewertet, welches sich an der Ord- nung der Rechtschreibung orientiert (siehe Kapitel „Qualitative Textanalyse nach Lernbereichen“). Die Rechtschreibkompetenz umfasst neben dem Rechtschreibgespür je- doch noch mehr. Hierzu gehört auch die Kompetenz, über Rechtschrei- bung nachzudenken und sich Rechtschreibprinzipien bewusst zu machen. Dabei geht es nicht um das Auswendiglernen von Rechtschreibregeln, sondern um ein Grundverständnis des Aufbaus und der Grundprinzipien der deutschen Rechtschreibung. Die Reflexion über Schriftsprache gelingt am einfachsten in „Recht- schreibgesprächen“ in kleinen Lerngruppen. Anlässe für solche Gesprä- che können ungewöhnliche Schreibungen in Texten der Schüler(innen) oder sogenannte „Aufgaben für Spürnasen“ 4 sein, die spezifische Recht- schreibprobleme thematisieren. In diesen Gesprächen lässt sich auch am ehesten beobachten, ob und wie die Schüler(innen) Fragen zur Schrei- bung von Wörtern stellen und welche Lösungswege sie einschlagen: Ist die Aufmerksamkeit auf das einzelne Wort ausgerichtet (z. B. durch Nachschlagen im Wörterbuch)? Oder können sie auch Fragen zu grund- legenden Rechtschreibprinzipien stellen und Lösungen erarbeiten (z. B. Wann schreiben wir Wörter mit Doppelkonsonanten? )? Solange die Aufmerksamkeit auf den Inhalt des zu schreibenden Textes ausgerichtet ist, unterlaufen auch den erwachsenen, rechtschreibkompe- tenten Schreiber(inne)n einzelne Verschreibungen oder Tippfehler. Wenn ein geschriebener Text rechtschriftlich weitgehend korrekt sein soll, be- darf es in einem zweiten Schritt seiner rechtschriftlichen Überarbeitung. Bei dieser Überarbeitung werden Korrekturtechniken wie auch explizites Rechtschreibwissen angewendet. Insofern lässt sich die Kompetenz des Zurückgreifens auf Rechtschreibwissen am ehesten anhand der Überar- beitung der Texte erfassen. Um ein Rechtschreibgespür, Rechtschreibwissen und Korrekturkompetenz aufzubauen, bedarf es grundlegender Rechtschreiblernmethoden. Hierzu gehören: l Methoden zur Entwicklung eines Rechtschreibgespürs l Schreiben und mitsprechen l Abschreibtechnik (Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die Schreibung der Wörter, Kopieren einzelner Zeichen verhindern, Selbstkontrolle) l Partnerdiktat und Selbstdiktat (Anweisung: „Diktiere das Wort/den Text so, dass dein Partner das Wort/den Text mit Sicherheit richtig schreibt.“) l Methoden zur Reflexion l Wörter nach Rechtschreibphänomenen sammeln und gruppieren l „Rechtschreibgespräche“ l Eigenregeln erstellen und überprüfen l Merkhilfen nutzen (z. B. Wer „nämlich“ mit h schreibt, … )

Rechtschreibgespür

Rechtschreibwissen und Reflexion über Schriftsprache

4 Informationen zu den „Aufgaben für Spürnasen“ unter: www.rechtschreibwerkstatt.de

Methodenkompetenz

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